Selbstakzeptanz statt grün vor Neid - durch systemisches Coaching

Kennst du das? Jemand besitzt oder erreicht etwas, das dich beeindruckt. Doch statt sich für den anderen zu freuen schleicht sich ein schlechtes Gefühl ein. Es startet mit einer leichten Traurigkeit. Nicht selten erwachsen daraus Schwermütigkeit, Wut oder gar Aggression. Ich spreche von Neid, einem Gefühl, das so alt ist wie die Menschheit. Der besten Freundin wird die neue Liebe nicht gegönnt, dem Kollegen nicht der erfolgreiche Abschluss und dem Nachbarn nicht das größere Auto.

So ging es auch Kim, 46 Jahre, Freiberuflich im Bereich Eventmanagement*. Kim hat mit einem Partner versucht sein Business neu auszurichten. Die Zusammenarbeit startete mit Engagement und großen Plänen. Nach einiger Zeit erfolgte aber Ernüchterung. Die beiden – eigentlich auf einer Wellenlänge – waren sich kaum einig: Finanzen, Strategie, Marketing…irgendwann gab es mehr Konflikte als Konsens und das gemeinsame Projekt wurde immer belastender.  Schlussendlich einigte man sich, getrennte Wege zu gehen. Die Trennung gelang freundschaftlich. Doch Kim beobachtete den Expartner argwöhnisch. Jeder Auftrag und neue Kunde, den der andere bekam, schmerzten ihn. Erst war es eher ein kleines Gefühl von Ärgernis. Es wurde aber immer stärker. Schlussendlich „erwischte“ sich Kim selbst dabei, wie er versuchte, seinen Expartner im social media schlecht zu reden und spielte sogar mit dem Gedanken, ihm schlechte Fake-Bewertungen unterzujubeln. Das war der Punkt, an dem Kim über sich selbst so erschrak und den Kontakt zu sysSport suchte und sein systemisches Coaching startete.

Eifersucht treibt uns zu Handlungen, die wir bei klarem Verstand entschlossen ablehnen würden.

Doch woher kommt diese mächtige Empfindung, die uns fremdbestimmt und die nicht ohne Grund in der christlichen Weltanschauung zu den sieben Todsünden gehört?

Gängige Erklärungen gehen von einem Mangel an Selbstakzeptanz aus. Das Hadern mit sich selbst führt dazu, dass wir unsere schlimmsten Kritiker sind. Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen oder der erreichten Bildung, der vermeintlich unzureichenden Karriereentwicklung oder dem zu geringen Einkommen. Oft geht es noch tiefer an die eigene Person: ablehnen der Herkunft, der eigenen Religion oder der sexuellen Orientierung. Der Blick auf andere führt uns vor Augen, was wir alles nicht haben oder nicht können. Andre werden als erfolgreicher, attraktiver, begehrenswerter oder wertvoller erlebt als man selbst. So war es auch bei Kim. Im Coaching fanden wir heraus, dass er zwei Punkte in seiner Biografie wider besseren Wissens nicht akzeptieren kann: Er leidet darunter, kein Studium abgeschlossen zu haben und er fühlt sich als Sohn von ehemaligen Migranten immer unter Beobachtung und kritisiert.

Aber macht es Sinn, bei der Suche nach dem persönlichen Glück den Vergleich mit über 7 Milliarden Menschen zu suchen? Wird es nicht immer irgendwo jemanden geben, der in bestimmten Bereichen "besser" ist als ich?

Ratsamer ist ein Aussöhnen und Akzeptieren von sich selbst.  Erst wenn ich mich selbst nehme wie ich bin werde ich die Freiheit haben, mich gesund zu entwickeln und meine Stärken weiter auszubauen. Und so mit mir im Reinen werde ich auch zu einem interessanten Menschen für andere.  Wer umgibt sich schon gerne mit jemanden, der sich selbst nicht mag? (außer Mark Forster in „Chöre“:-)

Also nimm Deinen Neid als Coach:

Immer wenn du Eifersucht oder Neid empfindest solltest Du innehalten. Versuche zu ergründen, was gerade nicht stimmt.  Was an Dir führt zu dem neidischen Gefühl? Und was kannst Du machen, dieses als Bestandteil Deiner Person zu akzeptieren (denn „Wegschneiden“ wirst Du Deine negativen Seiten nicht können...).

Kim gelang es im Rahmen unseres Kurses seine beiden „Baustellen“ zu beleuchten. Er ist auf gutem Weg, mit der Herkunft seiner Eltern Frieden zu schließen und entdeckt sogar Vorteile und Gutes an der mitgebrachten Kultur. Mit seinem Bildungsabschluss hadert er noch immer. Abitur ist in seinen Augen für ihn und seinen Weg zu wenig und deshalb hat er sich für ein Bachelor-Studium eingeschrieben. Im Herbst geht es damit los.

Der Umgang mit seinem Ex-Partner hat sich entspannt. Er beobachtet ihn zwar noch immer aus der Ferne, aber mit einem neuen Blick. Wenn dieser Erfolg hat, versucht er sich für ihn zu freuen und prüft für sich, ob er davon etwas für sich lernen kann oder vielleicht sogar auf eine weiterführende Idee kommt. Bei Misserfolgen des Ex-Partners machte er es ähnlich. Statt Schadenfreude zu empfinden versucht er nun zu verstehen, wieso es nicht geklappt hat und was er für sein eigenes Business daraus lernen kann, um nicht den selben Schaden zu erleiden. So hat sich die Beziehung der beiden – ohne aktive Beteiligung des Ex-Partners – entspannt und aus einer unguten Neidsituation in eine sportliche Mitbewerbersituation verwandelt.